Die ewigen Füllmuster

Die ewigen Füllmuster sind 16×16 Pixel große monochrome Bilder, die sich wie Kacheln aneinandersetzen lassen und so eine Fläche ausfüllen. In Zeiten, als Computer keine oder sehr wenige Farben oder Graustufen darstellen konnten, dienten Füllmuster als Ersatz. Sie haben sich bis heute in die neusten Programme retten können und werden auch niemals verschwinden. Denn es gibt ständig irgendwelche neuen Geräte, die winzigklein, billig und mit monochromen Bildschirmen daherkommen. Palm Pilot, Linux-Armbanduhr, Dreamcast VMU, sie alle brauchen die ewigen Füllmuster.

MacPaint, Macintosh, 1984. Snapshot von Paul B. Davis

Wahrscheinlich wurden diese Füllmuster zum ersten Mal 1984 in MacPaint eingesetzt, danach tauchten sie im von Apple abgeguckten GEM um 1985 auf PC und Atari ST in diversen Zeichenprogrammen (GEM-Paint, Degas, STarDraw) wieder auf.

Degas Elite, Atari ST, 1986. Foto von Dragan.

8Bit-Systeme wie der C64 und der Schneider CPC gerieten unter Zugzwang und schon bald gab es mit GEOS auf dem C64 endlich auch ein System, das die Verwendung der ewigen Füllmuster ermöglichte.

Geos Paint, C64, Version von 1988
Pagefox, C64, 1987, beide Fotos von Kitshy

Pagefox ist ein Desktop Publishing-Steckmodul. Geos ist, wie nicht anders zu erwarten, nicht totzukriegen. Hier gibt’s die Geschichte von GEOS und ein paar ergreifende Bildschirmabschüsse.

Director Version 7, Microsoft Windows, 1998. Snapshot von Bernhard Kirsch.

Die einzige Wohltat, die man macromedia zugute halten kann, ist die Konservierung der ewigen Füllmuster bis zum heutigen Tage im sogenannten “Malprogramm” des grauenvollen Programms Director.

Teal Paint für den 3com Palm Pilot, 1998. Snapshot von Bernhard Kirsch

PDA-Systeme wie der Palm-Pilot haben den ewigen Füllmustern zu neuem Aufschwung verholfen. Die einfachen Zeichenprogramme für diese Geräte bieten meistens die ganze Palette der ewigen Füllmuster an.

Das einzige sich seit 1985 im Einsatz befindende Computer-System, das meiner Kenntnis nach von den ewigen Füllmustern verschont blieb, ist der Commodore Amiga.


MESSAGE FROM THE FUTURE

2012-09-18

Einige Informationen auf dieser Seite sind so richtig veraltet. Macromedia wurde von Adobe gekauft, die GEOS-User halten ihre Homepages nicht mehr auf dem Laufenden, niemand erinnert sich an die Dreamcast VMU, aus dem AMIGA wurde ein bizarres Frankenstein-Linux, und einige hier behandelte Themen haben sich sogar ausgewachsene Wikipedia-Artikel geleistet.

Selbst der kleinste tragbare Computer stellt alle nur denkbaren Farben dar, Bildschirmauflösungen werden immer höher, bis zum Verschwinden des Pixels als kleinste sichbare Gestaltungseinheit. Dennoch werden die Ewigen Füllmuter immer wieder von Designern und Künstlern eingesetzt, als Referenz auf die Geschichte der Computergrafik, zuweilen werden sie über andere, meist fotografische Bilder gelegt, fast wie eine Lochmaskensimulation — dann sorgen sie für interessante, sehr digital anmutende Texturen.

Die Füllmuster wurden wahrscheinlich von Bill Atkinson entwickelt und haben immer noch keinen mir bekannten Wikipediaeintrag,